Sonderhaftanstalt Bautzen II

27 Jahre nach dem Zusammenbruch der DDR präsentiert sich die Stadt Bautzen heute als eine kernsanierte Kleinstadt mit vielen Einkaufsmöglichkeiten und guter Infrastruktur. Einziger Schönheitsfehler in diesem Ensemble sind allenfalls die marodierenden „Nazis“ und „Reichsbürger“, die wöchentlich die „Revulotion“ für sich proklamieren. Dazu könnte man aber ein eigenes Buch schreiben.

Bis 1990 erlangte die Stadt eher Bekanntheit durch die Sonderhaftanstalt Bautzen II, in die das Ministerium für Staatssicherheit (Mfs), politische Häftlinge ab 1956 verbrachte, und das Gefängnis des regulären Strafvollzugs der DDR „Bautzen I.“

Bautzen II wurde zu einem Hochsicherheitstrakt mit 200 Haftplätzen für Sondergefangene wie Regimekritiker, Gefangene aus Westdeutschland, Spione oder Kriminelle mit prominentem Sonderstatus ausgebaut. 1963 wurde das Haus von Bautzen I abgetrennt und als eigenständige Strafvollzugsanstalt geführt. Um der Tarnung willen blieb es nominell eine Einrichtung des Innenministeriums, da sich die DDR in der Schlussakte von Helsinki zur Wahrung der Menschenrechte verpflichtete und es somit offiziell keine politische Gefangenen geben durfte. Insassen wurden grundsätzlich nur mit ihrer Häftlingsnummer angesprochen, jedoch niemals mit ihrem richtigen Namen. Jedem Gefangenen  sollte auf diese Weise, die eigene Identität genommen werden. Die Haftbedingungen ähnelten denen anderer Stasi-Gefängnisse wie Berlin – Hohenschönhausen oder Dresden. Schlafentzug und Isolationshaft (um nur zwei zu nennen), waren  gängige Methoden um den Widerstand der Insassen zu brechen.

Zumeist saßen die Gefangenen ihre Strafen nie komplett ab, da sie entweder durch den Westen freigekauft wurden oder ein Agententausch die Haft beendete. Westliche Diplomaten hatten in Bautzen die Möglichkeit, ihre Landsleute zu besuchen.

Im Dezember 1989 wurden alle politisch Gefangenen aus ihrer Haft entlassen. Seit 1994 ist „Bautzen II“ eine Gedenkstätte des Landes Sachsen und kann täglich besichtigt werden.

Mein Tipp:

Wenn man die Möglichkeit hat seinen Besuch werktags, außerhalb der Ferienzeit zu planen, bekommt  man das Museum für sich alleine. Freitags gegen 17:15 Uhr wird eine Führung für Individualbesucher angeboten. Empfehlenswert für alle, die keine Experten auf dem Gebiet des Rechts-/Unrechtsverständnis des ehemaligen zweiten deutschen Staates sind und natürlich für sämtliche „Reichsbürger“ und „Nazis“, die allabendlich durch Bautzen ziehen.

 

Der Eingangsbereich zur Sonderhaftanstalt Bautzen II.
Blick in das Hafthaus von Bautzen II. In der Spitze bot die Anstalt Platz für über 300 Häftlinge.
In Bautzen wurde eine sog. Erziehungshaft praktiziert. Unter Punkt 1. ist genau aufgeführt, wieder Gefangene zum perfekten Solzialisten umerzogen werden sollte.
Ein Häftlingstransporter. Getarnt durch Werbeaufschriften wie „Ostseefisch – frisch auf den Tisch“. Über die Zellengröße und den damit verbundenen „Komfort“, bedarf es keiner weiteren Worte.
Abhörtechnik der Stasi. Die Gefängniszellen abgehört. Das gab es aber nicht nur in der DDR, sondern auch in der BRD. Während des Stammheimprozesses wurden die Zellen von Baader, Meinhof und Co. ebenso belauscht.

 

 

 

 

 

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