Fährt man als deutscher Staatsbürger Krakau besichtigen, begibt man sich unweigerlich in das düsterste Kapitel deutscher Zeitgeschichte. Die Metropole beherbergte zwischen 1939 und 1945 die Verwaltung des Generalgouvernement für die besetzen polnischen Gebiete der Nazis. Etwa 50 Km entfernt liegt die Stadt Oswiecim, eher bekannt als Auschwitz. Hier errichtete das 3. Reich mehrere Konzentrationslager mit dem Ziel, Zitat Adolf Hitler: „….die jüdische Rasse in Europa zu vernichten.“
Der Komplex bestand aus den drei Hauptlagern Auschwitz I, dem eigentlichen Konzentrationslager, Birkenau II, dem Vernichtungslager, und Monowitz, einem Arbeitslager der IG-Farben, und diversen kleineren Nebenlagern. Eine exakte Bezifferung der Todesopfer ist heute nicht möglich. Historiker nennen eine Zahl zwischen 1,1 und 1,6 Millionen ermordeter Juden, Sinti, Roma, Zeugen Jehovas und Homosexuellen in den Jahren 1941 bis 1945.
Ich werde an dieser Stelle kein Referat halten über die organisatorischen Details der Massenvernichtung. Darüber steht genug in den Geschichtsbüchern und wird in den Schulen hoffentlich intensiv thematisiert.
Während meinen vergangenen Reisen habe ich diverse Gedenkstätten des Terrors – rechte, wie auch linke – besichtigt. Ich fühlte mich im Vorfeld der Auschwitz-Besichtigung historisch sattelfest und sensibilisiert, so dass mich eigentlich nichts mehr hätte erschüttern können. Jedoch sprengt die Dimension und die industrielle Perfektion der Massentötung, jede Vorstellungskraft. Die Redewendung „Bis zum Horizont“, verdeutlicht in Birkenau die schiere Größe des Areals. Bis über den Horizont hinaus reihte sich Baracke an Baracke. Von den einst vier Gaskammern und deren angeschlossenen Krematorien existieren heute nur noch die Ruinen. Diesen Umstand nutzen Holocaust-Leugner immer wieder, um historische Fakten in Frage zu stellen. Eine direkte Mitschuld an den Verbrechen der Nazis kann man meiner Generation sicher nicht anlasten, wohl aber eine Verantwortung, um daraus die richtigen Lehren zu ziehen.
Bereits 1947 wurde der Lagerkomplex zur Gedenkstätte umgewandelt. Jede Opfergruppe hat heute das Recht, im ehem. Stammlager Auschwitz I eine Ausstellung zu betreiben. Seit 2007 ist das ehem. KZ Unesco-Welterbe.
Wer tiefer in die Materie einsteigen möchte, dem sei die Dokumentation „Shoah“ des französischen Regisseurs Claude Lanzmann empfohlen. Darin berichten Zeitzeugen aller Seiten – auch die Täter kommen zu Wort – aus dem Alltag des Tötens.