Vinyl und sein Knistern

        Früher war alles besser

 Und deswegen steht heute ja alles auf Retro. Plateauschuhe sind wieder in Mode, genauso wie alte Commodore Spiele wieder in Emulatoren eine Renaissance auf dem PC oder Tablet erleben. Das bekannteste Relikt aus alten analogen Zeiten, dass im Moment wieder auf dem Vormarsch ist, ist die Schallplatte. Allerorts erfährt man von Menschen, die wieder ihre alten Plattenspieler reaktivieren mit dem Hinweis, dass ja „Vinyl“ viel authentischer klingen würde und ohnehin viel dynamischer rüberkomme.

Alles nur Hirngespinste ? Oder ist doch etwas dran an der ach so dynamischen Schallplatte ?

 Ich will nun versuchen, etwas Klarheit zu schaffen.

Worin liegt nun eigentlich der Unterschied zwischen einer Schallplatte und der CD, außer dass die eine groß und schwarz ist, und die andere klein und silber ? Der Unterschied heißt schlicht Analog/Digital.Einfach erklärt, wird bei einer Schallplatte die Information (Musik, Sprache) analog aufgezeichnet. Die Schwingung, die im Mikrofon des Musikers erfasst wird, landet eins zu eins in Form der gleichen Schwingung auf der Schallplatte. Bei der CD wird die Information, die vom Mikrofon kommt, erst digitalisiert. Sie wird zählbar gemacht, damit sie durch den Computer verarbeitet werden kann.Der Computer könnte auch ein CD-Player oder MP3-Player sein. Das Prinzip bleibt das Gleiche. Um ein analoges Signal „zählbar“ zu machen, tastet man es in einem vordefinierten Zeitraster ab und speichert diese Daten in einem maschinenlesbaren Code. Hier schlägt nun die Stunde der Leute, die die Digitalisierung verschmähen. Durch das vordefinierte Zeitraster erzeugt man eine sog. „Austastlücke“. Diese ist genau der Bereich im analogen Signal, der zwischen den Messpunkten liegt.. Dadurch gehen natürlich Informationen des Ursprungssignals verloren.

Im Klartext bedeutet das, dass ein digitalisiertes Signal niemals die gleiche Anzahl an Information enthalten kann, wie sein analoges Original. Es spielt dabei keine Rolle, wie hoch die Abtastfrequenz ist. Die „Austastlücke“ bleibt immer. Die Argumentation der „Vinyl-Jünger“ ist, dass durch die Austastlücke digitale Musik niemals den gleichen hohen Dynamikumfang haben kann, wie eine Schallplatte. Grundsätzlich stimmt diese Aussage sogar, verschweigt aber, welchen technischen Aufwand man betreiben muss, und welche Kosten entstehen, wenn man eine Schallplatte zu klanglichen Höchstleistungen treiben möchte, gemessen an der Klangqualität der digitalen CD. Auch der Dynamikumfang einer Schallplatte unterliegt einer mechanischen Begrenzung bei der Wiedergabe. Das Prinzip der analogen Reproduktion mittels eines Plattenspielers sieht vor, dass eine Diamant-Nadel durch mechanische Berührung in der Rille der Schallplatte in Schwingungen versetzt wird. Diese werden dann in magnetische Impulse mittels Magneten und Spulen übersetzt. Den genauen Aufbau eines Plattenspielers möge sich jeder im Internet raussuchen. Dies würde hier zu weit führen. Aber genau die mechanische Abtastung birgt eine entscheidende Begrenzung, die auch eine Wiedergabe von Vinyl im Dynamikumfang einschränkt. Keine Nadel der Welt ist in der Lage, das komplette Spektrum der Frequenzen von 500-30.000 Hz gleichmäßig abzudecken, um mal den Bereich heranzuziehen, der für Musikwiedergabe relevant ist. Das liegt schlicht an den verschiedenen Bauarten und deren mechanischen Limitierungen.

Man muss sich also schon im Vorfeld der Konfiguration eines Plattenspielers entscheiden, welche Musikrichtung man überwiegend hören möchte, und entsprechend dessen das Tonabnehmersystem zusammenstellen. Hier sind dann Kriterien wie Gewicht oder Bauart des verwendeten Magneten entscheidend. Von der Limitierung seitens der Aufnahmetechnik will ich jetzt hier gar nicht sprechen. Also man sieht schon, den perfekten Spieler, der alles perfekt abspielen kann, gibt es einfach nicht. Kosten für High-End Abtastsysteme können durchaus in die Tausende gehen. Und da ist ein CD-Player klar im Vorteil. Auch wenn er nur ein verlustbehaftetes Signal verarbeiten kann, so vermag er dies aber über das komplette vorhandene Frequenzspektrum. Es gibt keine mechanische Begrenzung, da die Abtastung mittels Laser berührungslos erfolgt.

Man muss den Erfindern der CD allerdings anlasten, dass sie bei der Spezifizierung des Standards in den 70’er Jahren schon wussten, dass 44.100 HZ nicht ausreichen, um alle relevanten Frequenzen eines Audiosignals digital abzubilden. Dieser Wert bedeutet im Grunde nur, dass man 44100-mal in der Sekunde das analoge Signal abtastet. Effektiv ist dadurch allerdings nur eine maximale Frequenz von 22.5 KHZ abzubilden, da man den Ausgangswert durch zwei teilen muss aufgrund der positiven und negativen Halbwelle einer Schwingung, die unser Gehör verarbeiten kann. Dieser Umstand war einer der Hauptgründe, weshalb die CD in ihrer Anfangszeit von Klassik-Liebhabern verschmäht wurde. Heute ist dieser Makel allerdings kein Thema mehr, da immer bessere Digital/Analog und Analog/Digital Wandler und eine etwas höhere Abtastfrequenz diese Schwäche korrigieren.

Was kann man nun aus diesem kleinen Exkurs mitnehmen?

    1. Gemessen am Aufwand, den man betreiben müsste, um eine Schallplatte perfekt abzuspielen, ist eine CD um ein Vielfaches bequemer in der Handhabung.

    2. Die Kosten eines guten bis sehr guten Plattenspielers können locker in die tausende Euro gehen. Dies steht in keinem Verhältnis zu den Kosten eines CD-Players in einer ähnlichen klanglichen Liga.

  1. Auch ein Plattenspieler kann nicht universal den ganzen Dynamikumfang eines analogen Signals reproduzieren.

  2. Wenn Hipster immer wieder vom „authentischen Knistern“ bei der Wiedergabe einer Schallplatte schwärmen muss man ihnen entgegnen,dass wenn es knistert das Vinyl kaputt ist!!!! Gutes Vinyl knistert nicht beim Abspielen.

Das Knistern sind zumeist Staub und andere Ablagerungen in der Rille.

 Um es direkt vorweg zu sagen, auch ich besitze einen Plattenspieler, der sicher kein ganz Schlechter ist und nutze diesen auch. Aber niemals würde ich diese Technik über die Vorzüge und Qualität der CD stellen.

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